Wirkstoffe in der Hautpflege: Was darf man kombinieren?

 
 

Die Welt der Hautpflege wird immer komplexer: unzählige Seren, Cremes und Booster versprechen strahlende Haut. Doch schnell taucht die Frage auf: Darf ich eigentlich alle Wirkstoffe miteinander kombinieren?
Die kurze Antwort: Ja – die meisten Wirkstoffe in der Kosmetik lassen sich kombinieren. Aber: Es lohnt sich, die Reizpotenziale einzelner Inhaltsstoffe zu kennen und auf individuelle Hautverträglichkeiten zu achten.

1. Grundsätzliches zur Wirkstoff-Kombination

Kosmetische Wirkstoffe sind so formuliert, dass sie in den Einsatzkonzentrationen sicher sind. Es gibt nur sehr wenige Stoffe, die sich gegenseitig in ihrer Wirkung aufheben können.

Ein Beispiel:

  • Hypochlorige Säure und Benzoylperoxid wirken stark oxidativ. Dadurch können sie die Wirkung von Antioxidantien (wie beispielsweise Vitamin C) beeinträchtigen.

  • Benzoylperoxid fällt allerdings nicht unter die EU-Kosmetikverordnung, da es primär in der Medizin eingesetzt wird.

Fazit: Abgesehen von diesen Ausnahmen lassen sich die meisten Wirkstoffe kombinieren. Wichtiger ist die individuelle Hautverträglichkeit und die Gesamtformulierung der jeweiligen Produkte.

2. Milder vs. potenziell reizender

Nicht jeder Wirkstoff ist gleich verträglich. Einige Inhaltsstoffe gelten als mild und können fast problemlos kombiniert werden, andere bergen ein höheres Reizpotenzial.

Ein paar Beispiele:

Milder (im der Regel gut verträglich, barrierefreundlich):

  • Glycerin

  • Panthenol

  • Ceramide

  • Peptide

  • Niacinamid

  • Zink

  • Vitamin C-Derivate (z. B. Magnesium Ascorbyl Phosphate, Sodium Ascorbyl Phosphate)

  • Gluconolacton

Potentiell reizender (abhängig von Hautzustand, Konzentration und Formulierung):

  • Retinoide (Retinol, Retinal)

  • Salicylsäure

  • Glykolsäure

  • Azelainsäure

  • Ascorbinsäure (L-Ascorbic Acid, reines Vitamin C)

  • Schwefel (Sulfur)

  • Zitronensäure

  • Benzoylperoxid (apothekenpflichtig, rezeptpflichtig)

Ob ein Wirkstoff tatsächlich reizend wirkt, hängt von drei Faktoren ab:

  1. Formulierung (z. B. pH-Wert, Lösungsmittel, Stabilisatoren)

  2. Eingesetzte Konzentration

  3. Individuelle Hauttoleranz

3. Drei Arten der Kombination

  • Mild + Mild
    → Fast immer unproblematisch. Beispiele: Glycerin + Panthenol, Ceramide + Niacinamid.

  • Mild + Potenziell reizend
    → Kann sehr gut funktionieren. Beispiel: Retinol + Panthenol. Aber: Langsam starten, Hautreaktionen beobachten.

  • Potenziell Reizend + Potenziell Reizend
    → Möglich, aber mit höherem Risiko für Irritationen. Beispiel: Retinol + Glykolsäure. In solchen Fällen besser an verschiedenen Tagen anwenden oder zwischen Morgen- und Abendroutine aufteilen.

4. Konkrete Beispiele aus der Praxis

  • Retinol + Azelainsäure: Kann wirken, aber hohes Irritationspotenzial. Nur für sehr tolerante Haut oder in ärztlicher Begleitung.

  • Salicylsäure + Ascorbinsäure: Beide wirken sauer, was die Hautbarriere belasten kann. Besser zeitlich trennen. Als Beispiel: Ascorbinsäure morgens und Salicylsäure abends.

  • Niacinamid + Retinol: Sehr gute Kombination. Niacinamid kann Irritationen durch Retinol abmildern. Beachte dennoch deine individuelle Toleranz.

  • Ceramide + Säuren: Säuren exfolieren, Ceramide stärken die Barriere – eine sinnvolle Ergänzung.

  • Vitamin C (L-Ascorbinsäure) morgens + Retinol abends: Klassische Aufteilung, um beide Wirkstoffe nutzen zu können, ohne die Haut zu überlasten.

FAQ: Wie sieht es mit der Kombination von Kupferpeptiden aus?
Auch Kupferpeptide lassen sich grundsätzlich mit Wirkstoffen wie Retinoiden, Vitamin C oder Hydroxysäuren kombinieren – immer abhängig von der individuellen Hauttoleranz.

Der oft zitierte Mythos, dass sich Kupferpeptide und Vitamin C gegenseitig „aufheben“, beruht eher auf Fehlinterpretationen einzelner Studien als auf einer fundierten wissenschaftlichen Evidenz. @kindofstephen hat dazu einen sehr lesenswerten Post und Artikel veröffentlicht, der die Hintergründe gut erklärt.

5. Schonende Strategien bei Kombinationen

Wenn du reizende Wirkstoffe kombinieren möchtest, helfen diese Tipps:

  1. Zeitliche Trennung

    • Morgens Antioxidantien (z. B. Ascorbinsäure), abends Retinoide oder Peelings.

  2. Abwechselnde Tage

    • Montag: Vitamin C

    • Dienstag: Retinol

    • Mittwoch: Pause mit Basisroutine

  3. Step-by-Step Aufbau

    • Erst einen Wirkstoff einführen, Haut beobachten, dann den nächsten dazunehmen.

  4. Barriereschutz nicht vergessen

    • Produkte mit Glycerin, Panthenol oder Ceramiden stabilisieren die Hautbarriere und machen Wirkstoff-Kombinationen verträglicher.

6. Take Home Message

  • Es gibt kaum absolute No-Gos in der Hautpflege.

  • Wichtiger als die reine Kombination ist die Formulierung, die Konzentration und deine eigene Hautverträglichkeit.

  • Selbst milde Wirkstoffe können bei empfindlicher Haut Irritationen auslösen – und selbst potente Wirkstoffe können mit der richtigen Basisroutine sehr gut vertragen werden.

  • Weniger ist oft mehr: Eine kontinuierliche Anwendung weniger, gut ausgewählter Produkte bringt langfristig bessere Ergebnisse als das ständige Wechseln und Überlagern vieler Wirkstoffe.

Der wichtigste Tipp:
Deine Haut ist individuell – achte auf ihre Signale und passe deine Routine daran an.