Learning Together: Konservierungsmittel in der Kosmetik - Sollte man sie meiden?

 
 

Konservierungsmittel gehören zu den meistdiskutierten Inhaltsstoffen in der Hautpflege. Viele fragen sich: Sind sie schädlich? Sollte man sie besser vermeiden?
Die wissenschaftliche Antwort ist klar: Nein – Konservierungsmittel sind unverzichtbar, streng reguliert und schützen uns vor echten Risiken.

Warum sind Konservierungsmittel notwendig?

Kosmetische Produkte sind oft wasserhaltig – und Wasser ist ein perfekter Nährboden für Mikroorganismen wie Bakterien, Hefen und Schimmelpilze.
Ein nicht konserviertes Produkt würde schnell verkeimen und könnte so ernsthafte Gesundheitsrisiken darstellen, etwa Infektionen oder allergische Reaktionen.

Deshalb gilt: Konservierung ist nicht optional, sondern eine Sicherheitsmaßnahme.

Ob und wie ein Produkt konserviert werden muss, hängt von mehreren Faktoren ab:

  • Wassergehalt der Formulierung

  • pH-Wert

  • verwendete Rohstoffe

  • Art der Verpackung

Ausnahmen: Wann ist keine Konservierung nötig?

In seltenen Fällen können Formulierungen auch ohne klassische Konservierung auskommen. Das wird durch mikrobiologische Tests überprüft.

Beispiele:

  • Ethanol ≥ 20 % → wirkt selbst antimikrobiell (z. B. Desinfektionsmittel)

  • Glycerin ≥ 40 % → senkt die Wasseraktivität (z. B. Glysolid)

  • AW-Wert < 0,6 → kein freies Wasser, kein Keimwachstum möglich (z. B. wasserfreie Balms)

  • Extremer pH-Wert (< 3 oder > 10) → hemmt Keimwachstum (z. B. Enthaarungscremes)

Sind Konservierungsmittel schädlich?

Ein klares Nein. Konservierungsmittel sind nicht per se schädlich – sie sind eine der am strengsten regulierten Stoffgruppen in der Kosmetik.

  • Sie werden nur in Mengen eingesetzt, die für den Verbraucher sicher sind.

  • Die Einsatzkonzentrationen sind so festgelegt, dass auch bei der Anwendung mehrerer Produkte pro Tag kein Risiko entsteht.

  • Für Kosmetikchemiker gilt: So wenig wie möglich, so viel wie nötig.

Wirklich gefährlich sind mikrobiell verunreinigte Produkte – nicht die Konservierungsmittel selbst.

Häufig eingesetzte Konservierungsmittel

Es gibt zahlreiche zugelassene Substanzen, die je nach Produktkategorie in bestimmten Maximalmengen verwendet werden dürfen:

  • Benzoic Acid / Sodium Benzoate

    • Einsatz: bis 2,5 % in Rinse-off, bis 0,5 % in Leave-on

  • Phenoxyethanol

    • Einsatz: max. 1 % in verschiedenen Produktkategorien

  • Phenoxyisopropanol

    • Nur in Rinse-off-Produkten: max. 1 %

  • Benzyl Alcohol

    • Einsatz: max. 1 % in verschiedenen Produktkategorien

Antioxidantien & Chelatbildner sind keine Konservierer

Häufig herrscht Verwirrung über Stoffe wie Vitamin E (Tocopherol) oder EDTA.

  • Vitamin E schützt Öle vor dem Ranzigwerden und wirkt antioxidativ, aber nicht antimikrobiell.

  • Chelatbildner (z. B. Disodium EDTA) binden Metallionen und stabilisieren so die Formulierung, ersetzen aber keine Konservierungsmittel.

Sie können Konservierung unterstützen, aber niemals ersetzen.

Naturkosmetik & synthetische Konservierungsmittel

Spannend: Auch in zertifizierter Naturkosmetik sind bestimmte synthetische Konservierungsmittel erlaubt – bewusst im Sinne der Produktsicherheit.

Denn viele vermeintlich „natürliche Alternativen“ sind instabil, wirken nicht breit genug oder reizen die Haut stärker. Um sichere, hautverträgliche und mikrobiell stabile Formulierungen herzustellen, greift man als Kosmetikchemiker daher gezielt auf bewährte, regulierte Substanzen zurück.

Fazit: Konservierung = Schutz, nicht Gefahr

  • Konservierungsmittel schützen vor echten Gesundheitsrisiken durch verkeimte Produkte.

  • Sie sind streng reguliert und in sicheren Einsatzmengen formuliert.

  • Naturkosmetik setzt ebenfalls auf Konservierung, um mikrobiologische Stabilität sicherzustellen.

  • Gefährlich sind nicht Konservierungsmittel – sondern Produkte ohne ausreichenden Schutz.