Learning Together: 5 wissenschaftliche Fakten über Salicylsäure, die du kennen solltest

 
 

Salicylsäure gehört zu den bekanntesten Wirkstoffen in der Hautpflege und dennoch kursieren erstaunlich viele Missverständnisse darüber, wie sie wirkt, wie sie chemisch einzuordnen ist und wo sie überall eingesetzt wird.

In dieser Learning Together Ausgabe schauen wir uns Salicylsäure aus kosmetisch-chemischer Sicht etwas genauer an.

Let’s learn together.

1. Salicylsäure wird als „BHA“ vermarktet - ist chemisch aber keine klassische Beta-Hydroxysäure

In der Kosmetik wird Salicylsäure häufig als „BHA“ bezeichnet. Dieser Begriff stammt aus dem Marketing und hat sich im Sprachgebrauch etabliert.
Chemisch entspricht Salicylsäure jedoch nicht der klassischen Definition einer BHA. Stattdessen gehört sie zur Gruppe der aromatischen Hydroxycarbonsäuren.
Das bedeutet: Ihre Hydroxy- und Carboxylgruppe sitzen direkt an einem aromatischen Ring, nicht an einer aliphatischen Kette, wie es bei “echten” BHAs der Fall ist.

Warum ist das wichtig?
Weil chemische Struktur und kosmetische Wirkung eng miteinander verknüpft sind. Die Struktur von Salicylsäure erklärt, warum sie lipophil ist, in die Poren eindringen kann und Talg effektiv löst.

2. Salicylsäure macht die Haut nicht lichtempfindlicher - sie kann sogar UV-bedingte schäden reduzieren

Im Gegensatz zu AHAs wie Glykolsäure oder Milchsäure erhöht Salicylsäure nicht die Photosensitivität. Studien zeigen sogar, dass sie bestimmte UV-induzierte Zellschäden reduzieren kann, darunter:

  • oxidative Stressmarker

  • entzündliche Reaktionen

  • UV-bedingte Hautrötungen

Das bedeutet nicht, dass man auf Sonnenschutz verzichten sollte - ganz im Gegenteil. Die Kombination aus einem Sonnenschutzmittel und Salicylsäure kann sich sogar gegenseitig ergänzen. Man sollte sie kombinieren. Gleichzeitig zeigt es, dass Salicylsäure in Bezug auf Lichtempfindlichkeit häufig missverstanden wird.

3. Aus der Struktur der Salicylsäure lassen sich UVB-Filter ableiten

Viele kennen Salicylsäure als Peeling-Wirkstoff. Weniger bekannt ist, dass ihre chemische Grundstruktur auch zur Herstellung von UV-Filtern dient.

Dazu gehören beispielsweise:

  • Octisalate

  • Homosalate

Beide sind salicylatbasierte UVB-Filter. Die salicylattypische aromatische Struktur bildet ein Chromophor, das UVB-Licht absorbiert, daher die Filterleistung.

4. Salicylsäure ist extrem vielseitig - von Kopfhaut bis Fußpflege

Ihre Einsatzgebiete sind überraschend breit:

  • schuppige oder fettige Kopfhaut

  • Mitesser & Unreinheiten im Gesicht

  • Pickel am Körper

  • Reibeisenhaut (Keratosis Pilaris)

  • eingewachsene Haare & Rasierpickelchen

  • Schwielen, raue Stellen und Hühneraugen

  • verdickte Fußhaut oder Hornhaut

Das verdankt sie ihren kombinierten Effekten:

  • keratolytisch (löst Verhornungen)

  • entzündungshemmend

  • antibakteriell

  • lipophil (wirkt in talgreichen Bereichen)

So vielseitig sind nicht viele kosmetische Wirkstoffe :)

5. Salicylsäure ist auch Bestandteil moderner Konservierungssysteme

Salicylsäure ist nicht nur Wirkstoff, sie kann in Kosmetik-Formulierungen auch multifunktional eingesetzt werden.
Ein bekanntes Beispiel ist:

Geogard® ECT
(Benzyl Alcohol, Salicylic Acid, Glycerin, Sorbic Acid)

Hier unterstützt die Salicylsäure:

  • die antimikrobielle Wirksamkeit

  • die pH-Stabilität

  • die Breite des Konservierungsspektrums

Viele Naturkosmetik-Formulierungen greifen genau deshalb auf salicylatbasierte Systeme zurück.

Ein Wirkstoff mit mehr Facetten, als viele denken

Salicylsäure ist weit mehr als nur ein „Peeling“. Sie ist ein spannender Wirkstoff mit besonderer chemischer Struktur, vielseitigen Effekten und Einsatzgebieten, die weit über klassische Unreinheiten hinausgehen.

Welche Eigenschaft hat dich am meisten überrascht?
Lass es mich gerne wissen und sag Bescheid, wenn du eine vertiefende Ausgabe zu einem der Punkte möchtest.

Quellen:

  • Kornhauser A, Coelho SG, Hearing VJ. Applications of hydroxy acids: classification, mechanisms, and photoactivity. Clin Cosmet Investig Dermatol. 2010 Nov 24;3:135-42. doi: 10.2147/CCID.S9042. PMID: 21437068; PMCID: PMC3047947.

  • Tang SC, Yang JH. Dual Effects of Alpha-Hydroxy Acids on the Skin. Molecules. 2018 Apr 10;23(4):863. doi: 10.3390/molecules23040863. PMID: 29642579; PMCID: PMC6017965.

  • Arif T. Salicylic acid as a peeling agent: a comprehensive review. Clin Cosmet Investig Dermatol. 2015 Aug 26;8:455-61. doi: 10.2147/CCID.S84765. PMID: 26347269; PMCID: PMC4554394.

  • Mammone T, Gan D, Goyarts E, Maes D. Salicylic acid protects the skin from UV damage. J Cosmet Sci. 2006 Mar-Apr;57(2):203-4. PMID: 16758568.

  • Kornhauser A, Wei RR, Yamaguchi Y, Coelho SG, Kaidbey K, Barton C, Takahashi K, Beer JZ, Miller SA, Hearing VJ. The effects of topically applied glycolic acid and salicylic acid on ultraviolet radiation-induced erythema, DNA damage and sunburn cell formation in human skin. J Dermatol Sci. 2009 Jul;55(1):10-7. doi: 10.1016/j.jdermsci.2009.03.011. Epub 2009 May 2. PMID: 19411163; PMCID: PMC2791365.

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