Learning Together: SkinCeuticals vs. e.l.f. - Warum das kein Dupe ist
In den letzten Jahren hat sich in der kosmetischen Formulierung viel verändert. Was vor zwei Jahrzehnten als bahnbrechend galt, ist heute oft längst überholt. Ein gutes Beispiel dafür ist der Vergleich zwischen dem legendären C E Ferulic von SkinCeuticals und dem Vitamin C + E Serum von e.l.f. Beide Seren werden mit denselben Wirkstoffen beworben: 15 % Vitamin C, 1 % Vitamin E und 0,5 % Ferulasäure. Doch wer nur die INCI-Listen vergleicht, erkennt schnell: Die Produkte sind nicht ident. Abgesehen von der Vermarktung haben sie wenig gemeinsam. Wo die Unterschiede liegen und warum die Produkte keine Dupes sind, erkläre ich dir in dieser Learning-Together-Serie.
Let’s learn together.
Warum die beiden Produkte keine Dupes sind
Auf den ersten Blick ähneln sich zwar die Angaben. Doch in der kosmetischen Chemie zählt nicht, welche Inhaltsstoffe auf der Verpackung stehen, sondern in welcher Qualität, Stabilität und Konzentration sie tatsächlich vorliegen und wie die Herstellungsprozesse ausfallen.
Vitamin C: Reinform vs. Derivat
C E Ferulic basiert auf L-Ascorbinsäure, der aktivsten, aber auch instabilsten Form von Vitamin C. Damit sie wirksam bleibt, wurde in der Vergangenheit klassisch mit:
einem sehr sauren pH-Wert,
hohen Konzentrationen,
und Synergisten wie Vitamin E und Ferulasäure
gearbeitet.
Das e.l.f.-Serum kombiniert dagegen L-Ascorbinsäure mit 3-O-Ethyl Ascorbic Acid, einem stabileren Derivat. Diese Form:
ist oxidationsresistenter,
kann bei höheren pH-Werten verarbeitet werden,
und wirkt milder, weil sie erst in der Haut enzymatisch in Ascorbinsäure umgewandelt wird.
Das heißt: Beide Seren enthalten Vitamin C, aber in völlig unterschiedlicher chemischer Aktivität und unbekannter individueller Konzentration.
Man kann weder erkennen, wie viel von den beworbenen 15 % Ascorbinsäure im SkinCeuticals-Serum nach Produktion und Transport tatsächlich stabil bleibt, noch wie die Kombination aus reinem Vitamin C und Derivat bei e.l.f. mengenmäßig zusammengesetzt ist.
Vitamin E: Gleicher INCI-Name, unterschiedliche Qualität
Beide Seren deklarieren „Tocopherol“, doch die INCI verrät nicht, welche Form verwendet wurde.
SkinCeuticals gibt an, die Alpha-Form zu verwenden, die eine höhere antioxidative Aktivität besitzt, dafür aber auch teurer ist.
e.l.f. listet lediglich „Tocopherol“, was jede Variante bedeuten kann, von Mixed Tocopherols bis hin zur synthetischen dl-α-Form, die nur rund die Hälfte der antioxidativen Aktivität besitzt.
Aus dem Labor: Rohstoff-Tocopherol
Das Vitamin E (Tocopherol), das wir im Labor verwenden, ist viskos, leicht bernsteinfarben und stark lipophil. In der Produktentwicklung greifen wir häufig auf Mixed Tocopherols oder die natürliche d-α-Form zurück, da sie antioxidativ stärker wirken als die synthetische dl-α-Version. Diese Auswahl kann die Gesamtstabilität einer Formulierung entscheidend beeinflussen. Trotzdem verwenden manche Hersteller die synthetische Variante, da sie günstiger und für viele Basisformulierungen ausreichend ist.
Wichtig: Alle Vitamin-E-Formen dürfen unter der gleichen INCI „Tocopherol“ deklariert werden. Die tatsächliche Qualität erkennt man daher nur, wenn Marken die genaue Form transparent kommunizieren.
Und selbst dann gilt: Der Herstellungsprozess ist entscheidend.
Auch ein hochwertiger Rohstoff verliert an Wirksamkeit, wenn er falsch eingearbeitet, mangelhaft stabilisiert oder in einer ungeeigneten Konzentration eingesetzt wird. Die antioxidative Wirkung wird daher in der Praxis immer durch Ancillary Tests bzw. Oxidationsstabilitäts-Tests überprüft.
Ferulasäure und Stabilisatoren
Beide Seren enthalten Ferulasäure - einen Wirkstoff, der Vitamin C und E synergistisch stabilisiert und ihre antioxidative Wirkung verstärkt. Der entscheidende Unterschied liegt jedoch im Formulierungsumfeld, also in allem, was die Wirkstoffe umgibt:
SkinCeuticals setzt auf ein stark saures, sehr reduziertes Lösungssystem. Das erhöht zwar den „Wirkstoffdruck“ und maximiert die Aktivität der reinen Ascorbinsäure - geht aber gleichzeitig mit einem höheren Irritationspotenzial einher.
e.l.f. arbeitet dagegen mit einer moderneren, milderen Matrix. Zusätze wie Bisabolol sowie Xanthan Gum verbessern nicht nur die Hautverträglichkeit, sondern optimieren auch die Rheologie der Formulierung. Dadurch wird die Textur stabiler und insgesamt angenehmer im Hautgefühl.
INCI-Vergleich
SkinCeuticals C E Ferulic
Aqua, Ethoxydiglycol, Ascorbic Acid, Glycerin, Propylene Glycol, Laureth-23, Phenoxyethanol, Tocopherol, Triethanolamine, Ferulic Acid, Panthenol, Sodium Hyaluronate
e.l.f. Bright Icon Vitamin C + E Serum
Water, Dipropylene Glycol, 3-O-Ethyl Ascorbic Acid, Glycerin, Ascorbic Acid, Laureth-23, Ethoxydiglycol, Tocopherol, Panthenol, Ferulic Acid, Phenoxyethanol, Sodium Hydroxide, Bisabolol, Ethylhexylglycerin, Caprylyl Glycol, Xanthan Gum, Hippophae Rhamnoides Oil
Kein Dupe - aber eine mögliche Alternative
Formulierungen haben sich in den letzten Jahren enorm weiterentwickelt. Was vor 20 Jahren Maßstab war, ist heute technologisch oft überholt. Stabilisierungsmöglichkeiten, Synergien und moderne Vitamin-C-Derivate sind deutlich weiter - niemand muss 180 € bezahlen, um ein wirksames Serum zu nutzen.
Das Serum von e.l.f. ist keine 1:1-Kopie des Originals, sondern eine moderne, anders aufgebaute Formulierung: eine Mischung aus reiner Ascorbinsäure und einem stabileren Derivat. Dadurch wird die Formulierung oxidationsstabiler und für viele, besonders empfindlichere Haut, oft besser verträglich.
Mit einem Preis von rund 19 € bietet es eine solide Option, die sich besonders für den Einstieg in die Vitamin-C-Pflege eignet. Kein Dupe, aber eine moderne Interpretation und eine mögliche Alternative.