Learning Together: Nicht Komedogen - Was steckt wirklich hinter dem Begriff?

 
 

Deine Haut neigt regelmäßig zu Akne-Ausbrüchen und du hast den Tipp bekommen, ausschließlich Produkte mit der Aufschrift “nicht-komedogen” zu kaufen? Mit diesen Produkten können deine Poren nicht „verstopfen“. Daher eignen sie sich wunderbar für deine Hautpflegeroutine, um vor neuen Mitessern, Pusteln oder Papeln vorzubeugen.

Im Internet findest du außerdem zahlreiche Tabellen über “komedogene” Inhaltsstoffe. Diese kannst du bei zu Akne neigender Haut sogar als Richtlinie und Anhaltspunkt für die Kaufentscheidung deiner Pflegeprodukte nehmen.

Hört sich doch alles toll an, nicht wahr? Wenn es bloß so einfach wäre!

Wie lässt sich diese Theorie nun in die Praxis umsetzen - wie sicher oder unsicher ist die These der komedogenen Index-Skala?

Lasst uns gemeinsam einen Blick darauf werfen.

 Let’s learn together.

Als Gründerin der Selfcare Society, sowie durch meine jahrelange Arbeit als MFA und medizinische Kosmetikerin in der Dermatologie habe ich gelernt, wie wichtig es ist auf die verschiedenen Hauttypen und Hautbedürfnisse einzugehen und individuell zu arbeiten.

Es passiert ständig, dass Personen mit gleichem Hauttyp und Hautzustand komplett unterschiedlich auf bestimmte Produkte und die Zusammensetzung ihrer Inhaltsstoffe reagieren. Sich mit der Chemie zu beschäftigen und zu lernen, wie Inhaltsstoffe innerhalb einer Rezeptur funktionieren, sind in meinem Tätigkeitsbereich Grundvoraussetzung, um die Arbeit bestmöglich ausführen zu können. Ob bestimmte Inhaltsstoffe Mitesser oder Akne verursachen, lässt sich daher nicht einfach mit einem Blick auf ein Diagramm vorhersagen, auch wenn ich mir das manchmal wünschen würden.

DEFINITION VON KOMEDOGEN:

Komedogen - Der Begriff komedogen bezieht sich auf Stoffe, die Unreinheiten in Form von Mitessern verursachen. Dies geschieht, indem die Poren der Haut verstopfen.  

Nicht Komedogen– So werden Hautpflegeprodukte genannt, die speziell formuliert wurden, um verstopfte Poren zu verhindern.   

DIE KOMEDOGENE-INDEX-SKALA:  

Diese Theorie wurde 1972 von den Dermatologen Kligman und Mills in der Studie "Acne cosmetica" veröffentlicht. Ziel der Studie war es herauszufinden, welche Inhaltsstoffe für das Entstehen von Akne verantwortlich sind.

Siehe hier:

A.M. Kligman, O.H. Mills Acne cosmetica

Arch Dermatol, 106 (1972), pp. 843-850. doi:10.1001/archderm.1972.01620150029011

Die Studie der zwei Dermatologen sorgte dafür, dass Listen mit komedogenen Inhaltsstoffen erstellt wurden, die dann von der Medizin und von der Kosmetikindustrie schnell übernommen wurden. 

Dieser Index umfasst Pflanzenöle, Wachse, Butter, Alkohole, Ester, Zucker, Vitamine, Kräuter, Antioxidantien, Verdickungsmittel, Emulgatoren, Reinigungsmittel und Pflanzenstoffe. Die unterschiedlichen Substanzen werden auf einer Skala von 0 bis 5 eingestuft und sehen ungefähr so ​​aus: 

0-1: Nicht komedogene Inhaltsstoffe, welche die Poren nicht verstopfen sollten und daher für fettige und unreine Haut geeignet sind.

Beispiele: Glycerin, Aloe Vera Gel, Kaolin, Calendula, Sunflower Oil, Chamomile Extract, Hemp Seed Oil, Squalane

2: Leicht komedogene Inhaltsstoffe, die bei „normaler“ bis trockener Haut keine Unreinheiten verursachen sollten, bei Mischhaut ebenso ausprobiert werden können, aber von Akne-Problemhaut gemieden werden sollen.

Beispiele: Almond Oil, Acai Berry Oil, Beeswax, Camphor, Chamomile, Evening Primrose Oil, Jojoba Oil, Olive Oil

3-5: Mittel bis stark komedogene Inhaltsstoffe, welche die Poren von Mischhaut und unreiner Haut verstopfen können, bei sehr trockener und reifer Haut aber ohne Probleme funktionieren können.

Beispiele: Avocado Oi, Coconut Oil, Moringa Oil, Lanolin Acid, Oleic Acid, Algae Extract, Moringa Oil, Coconut Butter

WIE WIRD DIE KOMEDOGENITÄT GEPRÜFT?

Es gibt leider keine standardisierte oder regulierte Testmethode. Aus diesem Grund können die Ergebnisse bei Tests von Inhaltsstoff zu Inhaltsstoff und sogar von Marke zu Marke erheblich variieren. 

Tests auf menschlicher Haut:  

  • Dieser Test wird auf dem Rücken von Probanden durchgeführt. Die Inhaltsstoffe werden aufgetragen und dann mit einem Verband abgedeckt, wodurch sie viel schneller und tiefer eindringen können. Nach 4 bis 8 Wochen wird eine Oberflächenbiopsie durchgeführt. Es gibt zwei wesentliche Probleme bei dieser Methode. In der Praxis werden nach dem Auftragen von Hautpflegeprodukten keine Verbände oder zusätzliche okklusive Barrieren über der Haut angelegt. Außerdem unterscheidet sich die Haut auf dem Rücken von der Haut auf dem Gesicht. Die Rückenhaut ist dicker und die Gesichtshaut enthält mehr Haarfollikel und ist reaktiver.  

  • Wenn ein menschlicher Gesichtstest durchgeführt wird, wird dieser normalerweise bei Menschen mit fettiger und/oder zu Akne neigender Haut mit größeren Poren durchgeführt. Leider fehlen hier Testergebnisse von Menschen mit „normaler“, trockener, empfindlicher Haut oder Mischhaut. Auch Tests an Personen mit kleineren/feineren Poren fehlen hier.

Kaninchen-Ohr-Test: 

Die Inhaltsstoffe werden zwei Wochen lang in den inneren Teil eines Kaninchenohrs getupft, um die Produktion von Mitessern zu beobachten und zu bewerten. Dieser Test wurde erstmals in den 1970er Jahren durchgeführt und wird nach wie vor angewandt.

Der fragwürdige Aspekt dieser Testmethode ist, dass die Haut im Ohr eines Kaninchens nicht wie die menschliche Haut ist. Die Poren sind weitaus größer, empfindlicher und reagieren viel schneller auf positive Ergebnisse. Unabhängig davon werden durch diese Testmethode Tierversuche gefördert. 

DER PROZENTSATZ IN DER FORMEL: 

Ein weiterer zu berücksichtigender Faktor ist der Prozentsatz der Inhaltsstoffe in einer Formel. Eines der am meisten diskutierten Öle ist beispielsweise Kokosnussöl, das bei einer Konzentration von 100 % auf dieser Indexskala als 4 eingestuft wird. Wenn es sich jedoch in einer Feuchtigkeitscreme mit einer Konzentration von 1-2 % und einer Reihe anderer Inhaltsstoffe befindet, ändert sich das Ergebnis erheblich. Somit bedeutet es nicht automatisch, dass die gesamte fertige Formel auch als 4 eingestuft werden kann.  

DEINE HAUT:  

Erinnern wir uns daran, dass jede Haut unterschiedlich reagieren kann. Wie deine Haut auf bestimmte Inhaltsstoffe reagiert, hängt außerdem von vielen Faktoren ab - Verträglichkeit, Hormone, Schwangerschaft, Krankheiten, Medikamente usw. spielen hier eine große Rolle. Es gibt also keine Sicherheit beim Kauf von “nicht-komedogenen” Produkten. Während eine Person durch einen bestimmten Inhaltsstoff Unreinheiten bekommt, kann eine andere Person mit demselben Wirkstoff große Freude haben und eine Verbesserung des individuellen Hautzustandes erkennen.

IST DIE LISTE DER KOMEDOGENEN BEWERTUNGEN VÖLLIG NUTZLOS? 

Sie ist nicht völlig nutzlos. Angenommen du bekommst plötzlich verstopfte Poren oder Akne und weißt nicht genau, was die Ursache sein könnte - In diesem Fall kann dir diese Liste womöglich helfen.

WORAUF DU ACHTEN KANNST:

Sieh dir Inhaltsstoff-Liste deiner Produkte an. Vielleicht kannst du mögliche “komedogene” Inhaltsstoffe entdecken.

Eine grobe Regel: Die Inhaltsstoffe werden in abnehmender Reihenfolge aufgelistet. Je mehr von einer Substanz enthalten ist, desto weiter oben ist sie aufgeführt. Steht der Inhaltsstoff weiter unten, ist seine Konzentration niedriger und desto weniger enthält das Produkt.

Wenn du besonders empfindliche Haut hast oder zu Akne neigst, kannst du versuchen “komedogene” Inhaltsstoffe im ersten Drittel der Formulierung zu vermeiden. Du kannst sie auch vollständig meiden, wenn du bereits schlechte Erfahrungen gemacht hast und dich mit dieser Entscheidung wohler fühlst.

Es kann außerdem sehr hilfreich sein, deine eigene Haut zu beobachten und ein Haut-Tagebuch zu führen. Dort kannst du mitschreiben, wenn es zu Unreinheiten nach dem Verwenden von neuen Hautpflegeprodukten gekommen ist.

Ebenso rate ich immer dazu, einen Patch-Test hinter dem Ohr vorzunehmen und neue Produkte immer Schritt für Schritt in deine Routine zu integrieren. So kannst du mögliche Reaktionen auf deiner Haut leichter einordnen.  

EIN WEITERER TIPP:

Solltest du auf die Inhaltsstoffe deiner Produkte achten, gilt es zu wissen, dass ein Produkt mit einem “komedogenen” Inhaltsstoff nicht automatisch zu einem schlechten Produkt wird. Die „Komedogene-Index-Skala“ kann als Unterstützung dienen und sollte nicht als Faustregel betrachtet werden.

Das Wichtigste ist ohnehin seine eigene Haut kennenzulernen, um die richtigen Entscheidungen zu treffen und zu tun, was für DICH am besten ist. 

Quellen:

Analysis of comedone, sebum and porphyrin on the face and body for comedogenicity assay - PMID: 26094640 DOI: 10.1111/srt.12244

Comedogenicity in rabbit: some cosmetic ingredients/vehicles - PMID: 18058303 DOI: 10.1080/15569520701555383

A.M. Kligman, O.H. Mills Acne cosmetica, pp. 843-850. doi:10.1001/archderm.1972.01620150029011