Learning Together: Melasma, Altersflecken, Sommersprossen & PIH - was sie unterscheidet

 
 

Pigmentflecken sind nicht gleich Pigmentflecken. Optisch können sie sich ähneln - aber Ursache, Verlauf und Behandlung unterscheiden sich teils massiv. In dieser Learning-Together Serie schauen wir uns vier häufige Formen genauer an:

  1. Melasma

  2. Altersflecken (Solar Lentigines) - inkl. Hände

  3. Sommersprossen (Epheliden)

  4. Postinflammatorische Hyperpigmentierung (PIH)

Am Ende findest du eine kompakte Gegenüberstellung zur Orientierung und lesenswerte Studien zu den jeweiligen Formen.

1. Melasma - das hormonell getriggerte Pigmentchaos

Wie sieht Melasma aus?

  • Großflächige, unregelmäßige braune Flächen, oft symmetrisch

  • Typische Regionen: Stirn, Wangen, Oberlippe, manchmal Kinn

  • Ränder sind eher „verwaschen“ als messerscharf

Ursachen & Mechanismus

Melasma ist eine chronische Pigmentstörung, bei der Melanozyten überempfindlich auf Reize reagieren - vor allem auf:

  • UV- und sichtbares Licht

  • Hormone (Schwangerschaft, Pille)

  • Genetik (familiäre Häufung)

  • Wärme, Entzündungen, Barrierestörungen als Verstärker

Unter dem Einfluss dieser Trigger produzieren die Melanozyten zu viel Melanin - teilweise in der Epidermis, teilweise tiefer in der Dermis. Je tiefer die Pigmente liegen, desto schwerer wird es in der Behandlung.

Typisch für Melasma

  • Wird im Sommer deutlich dunkler, im Winter oft etwas blasser - verschwindet aber nicht einfach.

  • Klassische Bezeichnungen: z. B. „Chloasma gravidarum“ in der Schwangerschaft.

Was kann man kosmetisch tun?

  • Konsequenter Lichtschutz (365 Tage im Jahr):

    • Hoher SPF, breites Spektrum (UVA/UVB)

    • Eisenoxide in Make-Up und getönten Cremes können vor sichtbarem Licht unterstützend helfen

    • auf ausreichende Menge Sonnenschutz und regelmäßiges Nachcremen achten

    • grundsätzlich achtsam mit der Sonne umgehen - etwa durch Kopfbedeckung, Aufenthalte im Schatten oder UV-Schutzkleidung etc.

  • Topische Antipigmentwirkstoffe, z. B.:

    • Niacinamid, Azelainsäure, Acorbinsäure, Thiamidol, Kojisäure, Arbutin

    • Retinoide, um die Zellerneuerung anzukurbeln

  • Chemische Peelings (Glykolsäure, Milchsäure, Mandelsäure, Gluconolacton) - vorsichtig, nicht übertreiben

Wann gehört es in ärztliche Hände?

  • Ausgeprägtes, hartnäckiges Melasma

  • Wenn du bereits „alles“ probiert hast

  • Für stärkere medizinische Optionen (z. B. verschreibungspflichtige Kombinationen (Hydrochinone), Professionelle Peelings, Laserbehandlungen usw.

2. Altersflecken / Solar Lentigines - Sonnenabdrücke der Jahre

Wie sehen Altersflecken aus?

  • Scharf begrenzte, runde bis ovale hell- bis dunkelbraune Flecken

  • Häufig auf:

    • Wangen, Stirn

    • Handrücken

    • Unterarmen, Dekolleté

  • Entstehen oft „gehäuft“ in UV-exponierten Arealen

Ursache & Mechanismus

Solar Lentigines sind ein Zeichen kumulativer UV-Schädigung:

  • Über Jahre reagiert die Haut auf UV-Strahlung mit:

    • Verdickung bestimmter Zellschichten

    • lokaler Überproduktion von Melanin

  • Auch die Struktur der Basalschicht verändert sich; Pigment lagert sich „fleckförmig“ ein.

Speziell: Altersflecken an den Händen

Die Hände sind ein Klassiker für Lentigines, weil sie:

  • permanent UV-Licht ausgesetzt sind (Alltag, Autofahren, Spaziergänge, Beruf)

  • selten konsequent mit SPF geschützt werden

Daraus ergibt sich oft das Bild: „Gesicht gut geschützt, Hände verraten das wahre Alter“ - weshalb Handrücken zunehmend in Anti-Aging-Konzepten mitgedacht werden.

Was kann man kosmetisch tun?

  • Vorbeugen:

    • Täglicher Lichtschutz auch für Hände & Dekolleté

    • ggf. Produkte mit SPF direkt neben dem Waschbecken/Haustür platzieren

  • Optisch etwas verbessern:

    • Antipigmentwirkstoffe (ähnlich wie bei Melasma, Produkte für das Gesicht können auch am Körper und an den Händen genutzt werden)

    • BB/CC-Cremes oder Make-up zum Ausgleichen (Eisenoxide in Make-Up und getönten Cremes können vor sichtbarem Licht unterstützend helfen)

Was kann die Dermatologie?

  • Sehr effektiv:

    • Laser (z. B. Q-Switched, Pikosekundenlaser)

    • IPL (Intense Pulsed Light)

  • Wichtig: gute Anamnese + Ausschluss von malignen Veränderungen (Hautkrebs) vor ästhetischer Behandlung.

3. Sommersprossen (Epheliden) - angeborene, sonnenreaktive Pigmentpunkte

Wie sehen Sommersprossen aus?

  • Kleine, multiple, punktförmige hell- bis mittelbraune Flecken

  • Vor allem im Gesicht, auf Nase, Wangen, teilweise Schultern

  • Werden im Sommer dunkler und im Winter wieder heller

Ursache & Mechanismus

Sommersprossen sind genetisch bedingt:

  • Häufig mit bestimmten Varianten des MC1R-Gens verknüpft

  • Die Melanozyten reagieren bei UV-Exposition mit vermehrter Melaninproduktion in bestimmten Arealen

Wichtig:
Sommersprossen sind keine Narben, keine „Pigmentierungen durch Pickel“, sondern eine normale, genetisch geprägte Reaktionsweise der Haut.

Was kann man kosmetisch tun?

  • Viele Menschen empfinden Sommersprossen als Teil ihrer Persönlichkeit - es besteht kein Behandlungsdruck.

  • Wer sie optisch abmildern möchte:

    • Lichtschutz steht auch hier im Vordergrund (werden dann weniger dunkel)

    • Leicht deckende Produkte (Tints, Foundations, Mineralpuder), wenn gewünscht

Was ist wichtig in der Kommunikation?

  • Sommersprossen sind keine krankhaften Hauterscheinungen.

  • Es ist absolut okay, sie zu lieben, zu betonen oder mit Make-up etwas zu kaschieren - aber sie müssen nicht „entfernt“ werden.

4. Postinflammatorische Hyperpigmentierung (PIH) - Flecken nach Entzündungen

Wie sieht PIH aus?

  • Braun bis dunkelbraun

  • Entsteht direkt an Stellen, an denen vorher eine Entzündung war, z. B.:

    • abgeheilte Pickel

    • Ekzeme, Kratzen, Reizungen

    • Insektenstiche, Verbrennungen, Druckbelastung

  • Der Umriss orientiert sich oft an der ursprünglichen Läsion, kann aber leicht „auslaufen“.

Ursache & Mechanismus

  1. Es liegt eine Entzündung vor (z. B. Aknepustel).

  2. Entzündungsmediatoren aktivieren Melanozyten.

  3. Diese produzieren mehr Melanin, das in die umgebenden Keratinozyten abgegeben wird.

  4. Resultat: ein dunkler „Schatten“ an der Stelle der abgeheilten Entzündung entsteht.

Je nach Hauttyp (Fitzpatrick-Skala) ist die Neigung zu PIH unterschiedlich stark - bei dunkleren Hauttypen tritt PIH häufiger und ausgeprägter auf.

Was kann man kosmetisch tun?

  • Entzündung so gut wie möglich kontrollieren, z. B. bei Akne - auf eine milde, aber wirksame Aknetherapie setzen.

  • Nicht drücken, nicht kratzen - mechanische Traumatisierung verstärkt PIH.

  • Täglich auf Sonnenschutz achten (Hoher SPF, breites Spektrum UVA/UVB)

  • Eisenoxide in Make-Up und getönten Cremes können vor sichtbarem Licht unterstützend helfen

  • Wirkstoffe mit antipigmentierendem + entzündungsregulierendem Effekt, z. B.:

    • Niacinamid

    • Azelainsäure

    • Retinoide

    • chemische Peelings (z. B. Glykolsäure, Mandelsäure, Milchsäure)

    • Ascorbinsäure

    • Thiamidol

    • Arbutin

    • Kojisäure

  • Geduld und Kontinuität: PIH kann Monate brauchen, um deutlich zu verblassen.

Abgrenzung zu PIE (postinflammatorisches Erythem): hier geht es nochmal zum ausführlichen artikel

  • PIH = braun - Pigment/Melanin

  • PIE = rötlich/violett - Gefäße (vascular)

Vergleich: Melasma, Altersflecken, Sommersprossen & PIH auf einen Blick

1. Melasma

  • Farbe: braun, oft flächig

  • Ursache: Hormone + UV + Genetik

  • Stellen: Stirn, Wangen, Oberlippe

  • Verlauf: chronisch, sehr empfindlich auf Sonne

  • Schwierigkeit: schwer zu behandeln, hohe Rezidivrate

2. Altersflecken / Solar Lentigines (inkl. Hände)

  • Farbe: hell- bis dunkelbraun, scharf begrenzt

  • Ursache: kumulative UV-Schädigung

  • Stellen: Gesicht, Hände, Unterarme, Dekolleté

  • Verlauf: meist stabil, können zunehmen

  • Behandlung: reagiert sehr gut auf Laserbehandlungen + UV-Schutz

3. Sommersprossen (Epheliden)

  • Farbe: kleine, punktförmige braune Flecken

  • Ursache: genetisch + UV-abhängig

  • Stellen: Gesicht, Nase, Wangen, Schultern

  • Verlauf: dunkler im Sommer, heller im Winter

  • Behandlung: nicht nötig, eher kosmetische Entscheidung

4. Postinflammatorische Hyperpigmentierung (PIH)

  • Farbe: braun/dunkelbraun

  • Ursache: folgt auf Entzündung (z. B. Pickel, Ekzem, Verletzungen etc.)

  • Stellen: überall dort, wo vorher eine Läsion war

  • Verlauf: kann von selbst verblassen, dauert oft Monate

  • Behandlung: Antipigmentwirkstoffe, sanfte Peelings, konsequenter UV-Schutz

Warum die Unterscheidung so wichtig ist

Nur wenn man weiß, welche Art von Fleck man vor sich hat, kann man:

  • realistisch einschätzen, was Kosmetik leisten kann

  • entscheiden, wann dermatologische Methoden sinnvoll sind

  • besser erklären, warum z. B. Sommersprossen „normal“ sind, während Altersflecken klare UV-Schäden anzeigen

  • auch an die Hände denken - sie verraten oft am deutlichsten, wie viel Sonne wir im Alltag abbekommen

Studien:

Melasma:

  • Sardesai VR, Kolte JN, Srinivas BN. A clinical study of melasma and a comparison of the therapeutic effect of certain currently available topical modalities for its treatment. Indian J Dermatol. 2013 May;58(3):239. doi: 10.4103/0019-5154.110842. PMID: 23723484; PMCID: PMC3667296.

  • Balina LM, Graupe K. The treatment of melasma: 20% azelaic acid versus 4% hydroquinone cream. Int J Dermatol. 1991;12:893–5. doi: 10.1111/j.1365-4362.1991.tb04362.x.

  • Vazquez M, Sanchez JL. The efficacy of a broad spectrum sunscreen in the treatment of melasma. Cutis. 1983;32(92):95–6

  • Muzaffar F, Hussain I, Haroon TS. Physiologic skin changes during pregnancy. Int J Dermatol. 1998;37:429–31. doi: 10.1046/j.1365-4362.1998.00281.x.

Altersflecken:

  • Mardani G, Nasiri MJ, Namazi N, Farshchian M, Abdollahimajd F. Treatment of Solar Lentigines: A Systematic Review of Clinical Trials. J Cosmet Dermatol. 2025 Apr;24(4):e70133. doi: 10.1111/jocd.70133. PMID: 40145274; PMCID: PMC11948172.

  • Todd M. M., Rallis T. M., Gerwels J. W., and Hata T. R., “A Comparison of 3 Lasers and Liquid Nitrogen in the Treatment of Solar Lentigines: A Randomized, Controlled, Comparative Trial,” Archives of Dermatology 136, no. 7 (2000): 841–846.

  • Nakamura M., Morita A., Seité S., Haarmann‐Stemmann T., Grether‐Beck S., and Krutmann J., “Environment‐Induced Lentigines: Formation of Solar Lentigines Beyond Ultraviolet Radiation,” Experimental Dermatology 24, no. 6 (2015): 407–411.

  • Ortonne J. P., “Pigmentary Changes of the Ageing Skin,” British Journal of Dermatology 122 (1990): 21–28.

Sommersprossen:

  • Bastiaens M, ter Huurne J, Gruis N, Bergman W, Westendorp R, Vermeer BJ, Bouwes Bavinck JN. The melanocortin-1-receptor gene is the major freckle gene. Hum Mol Genet. 2001 Aug 1;10(16):1701-8. doi: 10.1093/hmg/10.16.1701. PMID: 11487574.

  • Praetorius C, Sturm RA, Steingrimsson E. Sun-induced freckling: ephelides and solar lentigines. Pigment Cell Melanoma Res. 2014 May;27(3):339-50. doi: 10.1111/pcmr.12232. Epub 2014 Mar 3. PMID: 24517859.

  • Hakozaki T, Jarrold B, Zhao W, Laughlin T, Whittenbarger D, Jewell-Motz EA, Boissy RE. Morphological and transcriptional evaluation of multiple facial cutaneous hyperpigmented spots. Skin Health Dis. 2022 Feb 4;2(2):e96. doi: 10.1002/ski2.96. PMID: 35677918; PMCID: PMC9168023.

  • Shurrab K, Alzghayar JN. Low-Level Laser Therapy as an Effective Intervention for Facial Pigmentation: A Case Report of Ephelides and Lentigines in Syrian Women. Case Rep Dermatol Med. 2025 Aug 10;2025:8197442. doi: 10.1155/crdm/8197442. PMID: 40832456; PMCID: PMC12358231.

Postinflammatorische Hyperpigmentierung:

  • Desai SR. Hyperpigmentation therapy: a review. J Clin Aesthet Dermatol. 2014 Aug;7(8):13-7. PMID: 25161755; PMCID: PMC4142815.

  • Philipp-Dormston WG, Vila Echagüe A, Pérez Damonte SH, Riedel J, Filbry A, Warnke K, Lofrano C, Roggenkamp D, Nippel G. Thiamidol containing treatment regimens in facial hyperpigmentation: An international multi-centre approach consisting of a double-blind, controlled, split-face study and of an open-label, real-world study. Int J Cosmet Sci. 2020 Aug;42(4):377-387. doi: 10.1111/ics.12626. PMID: 32390164; PMCID: PMC7576892.

  • Frey, Cheri & Grimes, Pearl & Callender, Valerie & Alexis, Andrew & Baldwin, Hilary & Elbuluk, Nada & Farris, Patricia & Taylor, Susan & Desai, Seemal. (2025). Thiamidol: A Breakthrough Innovation in the Treatment of Hyperpigmentation. SKIN The Journal of Cutaneous Medicine. 9. s710. 10.25251/gk7nfn78.

  • “Integrative approaches to hyperpigmentation therapy: Complementary and alternative approaches for hyperpigmentation are reviewed, broadly organized into three major groups: 1) minimally invasive treatments, 2) plant-based therapies, and 3) natural antioxidants”., JOID, vol. 1, no. 1, Dec. 2022, doi: 10.64550/joid.8hakh229.

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